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Veröffentlichungen


Fachzeitschrift VPT Juli 2014


Einflüsse medikamentöser Behandlung und Ernährung auf die


physiotherapeutische Behandlung und den Heilungsprozess


Jürgen Focke
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Krankengymnastik – kontra Medikament

Ein bedeutungsvoller Träger in der Physiotherapie

In der „Gründerzeit” der Physiotherapie Mitte des vorletzten Jahrhunderts gehörte die Ernährungslehre als fester therapeutischer Bestandteil zur Physiotherapie. Ärzte waren es, welche die physiotherapeutische Richtung prägten und vertraten. Neue Krankheitsbilder und Begriffe, die in das Gebäude der Physiotherapie passten wie Neurasthemie (Burn out), Avitaminosen, Malnutrition, Hyperämietherapie und die Diätetik wurden u.a. von namentlichen Ärzten wie u.a. Dr. August Bier und Prof. Ferdinand Sauerbruch befürwortet, unterstützt und in die Physiotherapie integriert. Die Physiotherapie erfährt zur Zeit im Bereich Diätetik und in der Medikamentenlehre ein Revival, was aber nichts anderes ist als das Wiederaufflammen alter physiotherapeutischer Denkweise (Abb. 1a).

Physiotherapeutische Behandlungserfolge werden oft ernährungsbedingt unterwandert bzw. infiltriert. Ernährungsbedingte Erkrankungen zählen zu den „Zivilisationskrankheiten” und stellen durch ihre chamäleonartigen Schemen ein medizinisches Problem dar. In der Physiotherapie wird der Therapeut fast ständig mit einer parallel ablaufenden medikamentösen Behandlung konfrontiert. Medikamente können in den Heilungsprozess eingreifen, verändern die Leistungs - und Reaktionsfähigkeit des Körpers und haben dadurch nicht selten negativen Einfluss auf die krankengymnastische Rehabilitation bzw. machen sie unmöglich (Abb. 1b).

Der Physiotherapeut übernimmt eine wichtige Position in der interdisziplinären Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen bei der Behandlung von Patienten. Den einen oder anderen mag es wundern zu lesen, warum sich die Physiotherapie mit den Fächern der Ernährungswissenschaft und Pharmakologie beschäftigt. Ist hierfür nicht ein Ernährungsmediziner bzw. ein Arzt/Apotheker zuständig?

Kenntnis und die Einbeziehung der Ernährung & Medikamente eines Patienten in der Therapie eines Physiotherapeuten sind jedoch von entscheidender Bedeutung. Im Gesundheitswesen setzt sich eine immer stärker werdende Interaktion verschiedener Gesundheitsberufe fort, welche die Qualität der Behandlung von Patienten verbessert. Hierfür braucht die Physiotherapie Kenntnisse über therapierelevante Medikamente, welche vom behandelnden Arzt verschrieben werden.

Wie wichtig diese Kenntnisse sind, lässt sich bezüglich Kooperationsprojekt von Rehabilitations-Fachkliniken erkennen, die die typische Arbeitssituation analysieren und in ein interdisziplinär medizinisch beruflich/ sportlich orientiertes Rehabilitationskonzept einbauen. Aber wichtig ist es, neben der Rehabilitation die medikamen­töse Versorgung des Patienten zu erkennen, um deren kontraproduktiven Eigenschaften interdisziplinär zu begegnen. 
  
Ein Beispiel: Ein chronisch erkrankter Patient benötigt ein Cortison-Präparat und wird unabhängig davon in der Physiotherapie aufgrund einer Knieverletzung therapiert. Der Physiotherapeut muss mit seinem Wissen, dass sich die Wundheilungsphasen nach einer Verletzung unter diesem für den Patienten nötigen Medikament verlängern, Belastungsreize neu einschätzen bzw. korrigieren. Ergänzend kann der Physiotherapeut Hinweise zu einer entzündungshemmenden Ernährungsweise geben (u.a. über Omega 3- Fettsäuren und Antioxidantien).

Der Physiotherapeut muss erkennen, dass:
• ein Muskelaufbautraining bei gleichzeitiger Einnahme eines Cholesterinhemmers kaum zu realisieren ist
• ein Ausdauertraining bei gleichzeitiger Einnahme eines Blutdrucksenkers eine besondere Aufmerksamkeit von Seiten des Physiotherapeuten bedarf
• ein Koordinationstraining unter Antidepressiva, Neuroleptika oder Barbituraten vom Patienten kaum befürwortet werden kann 
• eine Wundheilung unter NSAR-Einnahme (Nicht-Steroidale Anti-Rheumatika wie z.B. Diclofenac) ein minderwertiges Gewebe provoziert, so dass eine gewünschte Remodulierung der verletzten Struktur kaum stattfinden kann.

Eine zu Beginn der Therapie eingehende Ernährungs- und Medikamentenanamnese muss ein fester Bestandteil der physiotherapeutischen Befundaufnahme werden.

Neues Fachgebiet für die Physiotherapie?

Beide Autoren sind sich hier einig, dass dieses Thema eines der wichtigsten Fragen in der Zukunft für die Physiotherapie sein wird und in den nächsten Jahren zu einer Vereinigung alter und neuer Charakterfundamente der physiotherapeutischen Methodik­anwendung führen muss. Die meisten Risikofaktoren von Krankheiten sind in den Lebensgewohnheiten der Menschen zu finden: falsche Ernährung, Medikamentenmissbrauch, Nikotinabusus, Übergewicht, Bewegungsmangel, Stress und die damit verbundene falsche Atmung. 

Gerade diese Risikofaktoren begleiten den Physiotherapeuten jeden Tag in der Praxis. Und immer wieder stellt sich die Frage, welche Therapien und Medikamente nicht miteinander harmonisieren, oder sogar als kontraindiziert gesehen werden müssen. Was stört die Heilung (Turn-over-Zeit) der unterschiedlichen Verletzungsstrukturen und der Einfluss dieser „Heilungskaskade” durch Ernährung und Medikamenteneinnahme? Wie kann ich interdisziplinär darauf reagieren bzw. Einfluss nehmen?
 

Ernährungslehre 

Vitamin- und Mineralienmangel sind nicht selten und zeigen bestimmte Symptome auf. Der Physiotherapeut muss differen­tialdiagnostische Kenntnisse haben, um eine evtl. Malnutation oder eine Wechselwirkung/Nebenwirkung eines Medikamentes zu erkennen. Gründe eines Mangels an Vitaminen und Mineralien gibt es in der physiotherapeutischen Praxis genug. Auslöser sind ausgedörrte Ackerböden und industrielle Nahrungsaufbereitung, zunehmendes Alter mit einem erhöhten Bedarf an Vitaminen und Mineralien sowie Medikamente, die einen Mineralien- und Vitaminmangel verursachen. 

Beispiel: So würde ein Mangel an Magnesium, ausgelöst durch Medikamente, Ernährung, Alkoholismus, chronische Darm­-erkrankungen (z.B. Zöliakie), Nierenerkrankungen und Diabetes erheblichen Einfluss auf das u.a. Nervensystem nehmen. 
In den Tabellen der Abb. 2 und 3 wird das Beispiel einer Magnesiumverschiebung: Hypomagnesiämie und Hypermagnesiämie bezüglich ihrer Symptomen, dargestellt. 
 

Medikamentenlehre 

Viele Medikamente erweisen sich als eine schwere Belastung für die Wiederherstellung von physiologischen Entwicklungsvorgängen im Körper. Hervorgehoben sei hier die Wundheilung, zum Beispiel nach Muskel-, Sehnen- oder Bandläsionen und ihre spätere Remodulierung.

Ob Schmerz- oder Schlafmittel, Antidepressiva, Antibiotika, Blutfettsenker, Blutdrucksenker, die „Pille” oder einfach nur eine unkontrollierte einseitige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, alle haben erheblichen Einfluss auf Schmerzverhalten, Stabilität, kontrollierte Mobilität, Zeitrhythmus (Timing einer Bewegung), Koordination und Balanceverhalten sowie auf die unterschiedlichen Kraftparameter und die Ausdauer. Die Tabellen 4 bis 7 sollen einen kleinen Einblick geben, wie sich Medikamente auf die Krankengymnastik auswirken können.

Heilungszeiträume/Turn-over-Zeiten

Beginnend ist das Wissen über Heilungszeiträume/Turn-over-Zeiten der unterschied­­lichen Verletzungsstrukturen. Die Heilungskaskade und der Einfluss auf diese Heilung durch Ernährung und Medikamenteneinnahme. In der Tabelle – Turn over von Gewebe (Abb. 8) – sind verschiedene Gewebetypen und ihre Turn-over-Zeit aufge­listet. Mit diesem Wissen ist der Physiotherapeut in der Lage, optimal den Patienten in seiner Regeneration zu begleiten, negative Einflüsse von ihm abzuwenden bzw. seine Behandlung auf die parallel notwendige medikamentöse Therapie abzustimmen. 

In der unten stehenden Tabelle (Abb. 9) ist der grobe Verlauf der Wundheilungsphasen dargestellt und ein Ausschnitt einiger Medikamente und Nahrungsmittel, die in den Heilungsprozess eingreifen können. Wichtig zu wissen ist, in welcher Wundheilungsphase sich der Patient befindet, wie belastbar er ist und welche Medikamente bzw. Nährstoffe diese Heilungsphasen beeinflussen.

Das Gewebe benötigt von der Entzündungsphase bis zur Remodulierung spezifische, unterschiedliche Reize in der Krankengymnastik. Diese dem heilenden Gewebe angepassten krankengymnastischen Reize können durch ungünstige Ernährung und Medikamenteneinnahme des Patienten so stark beeinflusst werden, dass der krankengymnastische Behandlungserfolg unterwandert wird.

Trotz Präsenz der Physiotherapie an Universitäten hat es die Physiotherapie mit ­ihrer diagnostisch und therapeutisch Ganzheit zu erfassenden Methode immer noch schwer, sich in der Schulmedizin aufzustellen. Kompetenzgewinn im Bereich Wirkungsphysiologie der Diätetik und Pharmakologie ohne mystifizierende Nebenwege ist sicherlich ein Schritt, um die Schulmedizin und Physiotherapie wieder enger zusammenrücken zu lassen. 
 

Formularende

 

ZR Zahnmedizin Report

Wissenschaftlicher Informationsdienst

 

Allgemeine Zahnheilkunde

CMD: „Chamäleonkrankheit“ als Chance für interdisziplinäre Zusammenarbeit

von Jürgen Focke, Physiotherapeut in Nordhorn

Die Behandlung von Craniomandibulärer Dysfunktion (CMD) ist ein ganzheitlicher Prozess. Im Mittelpunkt stehen Zahnarzt und Kieferorthopäde; hinzugezogen werden Allgemeinmediziner, Neurologen, Orthopäden, HNO- und Augenärzte sowie Physiotherapeuten und Logopäden.  

 

Ich betreue in meiner Praxis für Physiotherapie viele Patienten mit CMD. Bei rund zehn Prozent meiner Patienten ist CMD die Ursache ihrer Probleme. Diese Krankheit ist wie ein Chamäleon - sie manifestiert sich in unterschiedlichsten Krankheitsbildern: Sie kann Knacken im Kiefergelenk, Blockaden beim Mundöffnen, Zahn- oder Gesichtsschmerzen ebenso verursachen wie Augen- oder Ohrenprobleme - bis hin zum Tinnitus, weil Nerven und Muskeln des Kiefergelenks auch das Trommelfell beeinflussen. Deshalb ist CMD schwer zu diagnostizieren.  

 

 

 Gesundheitswoche / Bremerhaven


Ernährung & Medikamente in der Physiotherapie
Jonas Focke
Wo steht die Physiotherapie?
Der Physiotherapeut übernimmt eine wichtige Position in der interdisziplinären Zusammenarbeit mit
anderen Gesundheitsberufen bei der Behandlung von Patienten.
Dem ein oder anderen mag es wundern zu lesen, warum sich die Physiotherapie mit den Fächern der
Ernährungswissenschaft und Pharmakologie beschäftigt. Ist hierfür nicht ein Ernährungsberater bzw.
ein Arzt/Apotheker für zuständig?
Das ist völlig richtig, jedoch sind Kenntnis und die Einbeziehungder Ernährung & Medikamente eines
Pateinten in der Therapie eines Physiotherapeuten von entscheidender Bedeutung.
Im Gesundheitswesen setzt sich eine immer stärker werdende Interaktion verschiedener
Gesundheitsberufe fort, welche die Qualität der Behandlung von Patienten verbessert.
Hierfür braucht die Physiotherapie Kenntnisse über Therapie-relevante Medikamente, welche vom
behandelnden Arzt verschrieben werden.
Ein Beispiel:
Ein chronisch erkrankter Patient braucht ein Cortison-Präparat und wird unabhängig davon in der
Physiotherapie aufgrund einer Knieverletzung therapiert.
Jetzt muss der Physiotherapeut wissen, dass sich die Wundheilungsphasen nach einer Verletzung
unter diesem für den Patienten nötigen Medikament verlängernkönnen, sodass Belastungsreize neu
eingeschätzt bzw. korrigiert werden müssen.
Ergänzend kann der Physiotherapeut/-in Hinweise zu einer entzündungshemmenden
Ernährungsweise geben (u.a. Omega 3 Fettsäuren und Antioxidantien).
Weiter kann der Physiotherapeut in Absprache mit dem behandelnden Arzt einfache
Ernährungshinweise gerade für chronisch erkrankte Patienten geben, die die fortlaufende Therapie
unterstützt.
Z.B. leiden gerade Frauen oftmals unter einem Eisenmangel (Menstruationszyklus, vegetarische
Lebensweise), was sich in Müdigkeit, Blässe, Leistungsschwäche zeigen kann.
Präparate werden nur zu 10-15% aufgenommen und von Phosphaten (z.B. in der Milch) oder
Gerbsäuren (im Tee) in ihrer Aufnahme in den Körperzusätzlich gehemmt. Vitamin C (z.B. im
Orangensaft) hingegen hilft bei der Aufnahme von Eisen. Hieraus können Empfehlungen abgeleitet
werden, dass Eisenpräparate nicht mit Milch oder Tee, sondern lieber mit verdünnten Organgensaft
oder ähnlichen eigenommen werden sollen.
Eine zu Beginn der Therapie eingehende Befragung über die Medikamenteneinnahme hilft nicht nur
dem Therapeuten für einen adäquaten Therapieansatz, sondern in erster Linie dem Patienten.
All das ergibt in Absprache und Zusammenarbeit mit dem Arzt und anderen Gesundheitsfachberufen
(Ergotherapeut/-in, Sportwissenschaftler/-in u.a.) eine optimale Therapie für die Patienten.


Jürgen Focke




Pressemitteilung leipziger Messe - Auftaktmeldung

therapie Leipzig
Fachmesse und Kongress für Therapie,
Medizinische Rehabilitation und Prävention
(19. bis 21. März 2009)

Rasender Kopfschmerz, Hüftprobleme, Rückenbeschwerden, Schwindelgefühl, nächtliches Zähneknirschen und Abrieb des Zahnschmelzes - Fehlfunktionen des Kiefergelenks sind Ursache vieler Symptome. Werden elementare Störungen des Kauapparates nicht entdeckt und behandelt, kann die Krankheit zahlreiche Körperfunktionen beeinflussen und bis zur Arbeitsunfähigkeit führen. Bei der Betreuung der Patienten kommen verstärkt interdisziplinäre Teams zum Einsatz, zu denen neben Zahnmedizinern auch Physiotherapeuten gehören. Aktuelle Behandlungsansätze bei der Therapie von Kiefergelenkdysfunktionen diskutieren Phy-siotherapeuten und Mediziner während der therapie Leipzig, die vom 19. bis 21. März 2009 auf dem Leipziger Messegelände stattfindet.

"Die Behandlung von Kiefergelenkdysfunktionen ist inzwischen ein ganzheitlicher Prozess. Im Mittelpunkt stehen Zahnarzt und Kieferorthopädie, hinzugezogen werden zum Beispiel Allgemeinmediziner, HNO- und Augenärzte, Neurologen, Orthopäden sowie Physiotherapeuten und Logopäden", berichtet Jürgen Focke, der in seiner Praxis für Physiotherapie in Nordhorn Patienten mit "Craniomandibulärer Dysfunktion" (CMD) betreut, wie die Fehlfunktionen der Kiefergelenke auch genannt werden.

"CMD ist wie ein Chamäleon, manifestiert sich in unterschiedlichsten Krankheitsbildern - sie kann Knacken im Kiefergelenk sowie Blocka-den beim Mundöffnen genauso verursachen wie Zahn- oder Gesichtsschmerzen, Augen- oder Ohrenprobleme bis zum Tinnitus, weil Nerven und Muskeln des Kiefergelenks auch das Trommelfell beeinflussen. Deshalb ist CMD schwer zu diagnostizieren." Bei zehn Prozent seiner Patienten sei CMD die Ursache ihrer Probleme, so Focke.
Physiotherapeut als "Drehscheibe"

"Der Physiotherapeut kristallisiert sich immer mehr als zentrale Figur bei der CMD-Therapie heraus, denn zu ihm kommen die Patienten mit Schmerzen am Bewegungsapparat oder Problemen der Halswirbelsäule und er leitet sie an Zahnmediziner weiter", beobachtet Jürgen Focke. Etliche Patienten hätten bereits eine regelrechte Ärzte-Odyssee hinter sich, bevor CMD als Schmerzursache gefunden werde. "Physiotherapeuten haben eher den ganzheitlichen Blick auf die Beschwerden, sie tragen in diesem Bereich deshalb große Verantwortung." Zahnmedizinische Behandlung bleibt dabei zentraler Teil der übergreifenden Therapie: So mindere die vom Zahnmediziner angepasste Aufbissschiene Druck an den Kiefergelenken, verhindere Schmerzen und Zahnschäden. Doch für einen dauerhaften Therapieerfolg müssen zum Beispiel auch die Fehlstellungen im Bewegungsapparat korrigiert werden, so Focke. Isoliertes Vorgehen einzelner medizinischer Fachbereiche laufe bei CMD ins Leere.

"In Deutschland denken wir viel zu sehr in Einzeldisziplinen", kritisiert der Physiotherapeut. "Die Beneluxstaaten und die USA sind uns im ganzheitlichen Denken auch in der medizinischen Ausbildung voraus. Die craniomandibuläre Orthopädie hat sich dort seit den 1990-er Jahren als eigenständiger Berufszweig der Kieferorthopädie entwickelt."

Therapie auf drei Säulen

"Die physiotherapeutische CMD-Behandlung steht auf drei Säulen", berichtet Jürgen Focke. "Ich schaue mir die Bewegungen im Kiefergelenk an. Ist der Gelenkdruck zu hoch, fehlt die 'Schmiere’. Statt Rutschen und Gleiten findet nur noch ein brutales Rollen statt - dann versuche ich, die Schmiertätigkeit im Gelenk zu verbessern." Auch die Körperhaltung des Patienten gebe Aufschluss: "Ich prüfe Kopf-, Becken- und Fußstellung. Veränderungen des Körpers können das Kiefergelenk beeinflussen." Der dritte Bereich ist die Muskulatur: "75 Prozent der Probleme von CMD-Patienten beruhen auf muskulären Dysbalancen", so Focke. "Kau- und Mimikmuskeln sind eingebunden in einen komplizierten muskulären Regelkreis. CMD kann eine ganze Kettenreaktion muskulärer Fehlbelastungen und Verspannungen hervorrufen. Der Körper versucht, Fehlstellungen im Kieferbereich zunächst auszugleichen, deshalb kann CMD längere Zeit unentdeckt bleiben. Doch die einseitige Belastung von Muskelgruppen führt langfristig zu Verkürzungen und Schmerzen."

Neuer Markt für Physiotherapeuten

"CMD eröffnet Physiotherapeuten ein neues Tätigkeitsfeld, in Zusammenarbeit mit Zahnärzten oder Kieferorthopäden", sagt Jürgen Focke. Die physiotherapeutischen Leistungen würden von der Gesetzlichen Krankenversicherung übernommen. Zudem seien die Zahnärzte den Budgetbeschränkungen bei Heilmitteln nicht unterworfen. "Doch Physiotherapeuten dürfen CMD nicht als finanziellen Lückenbüßer betrachten", warnt Focke. "Wir müssen verantwortlich mit den Budgets umgehen. Es geht um die Patienten, nicht ums Geld."

Auf dem Fachkongress der therapie Leipzig informiert Jürgen Focke in einem Workshop über das multifaktorelle Krankheitsbild CMD, Symptome und interdisziplinäre Behandlungsmöglichkeiten.

Hintergrund: Craniomandibuläre Dysfunktion CMD

Der Begriff CMD ist abgeleitet von Cranium (Schädel), Mandibula (Unterkiefer) und Dysfunktion (Fehlfunktion). Er bezeichnet ein gestörtes Zusammenspiel von Ober- und Unterkiefer, das zu Überlastungsschmerzen im Gesichts- und Kopfbereich, aber auch zu Beschwerden bei entfernten Organen führen kann. Ursachen dafür können Zahn-Fehlstellungen, fehlende Zähne, Füllungen, Brücken oder Zahnkronen sein- aber auch Unfälle.

therapie Leipzig: Fachausstellung mit über 200 Anbietern

Die therapie Leipzig gibt als einzige Fachmesse in Deutschland einen Überblick über Medizinische Rehabilitation und Prävention. Zur kommenden Veranstaltung vom 19. bis 21. März 2009 informieren über 200 Aussteller auf dem Leipziger Messegelände über neueste Angebote auf dem deutschen Markt. Gezeigt werden vor allem Therapiegeräte und Zubehör sowie Einrichtung, Ausstattung und EDV-Lösungen für die therapeutische Praxis, Kliniken sowie Kur- und Heilbäder. Die letzte therapie Leipzig endete mit einem 40-prozentigen Besucherplus und 26-prozentigen Ausstellerzuwachs. Insgesamt nutzten 9.100 Phy-sio- und Ergotherapeuten, Masseure und medizinische Bademeister, Führungskräfte von Akut- und Rehakliniken sowie Kur- und Heilbädern das Angebot der 188 Aussteller im März 2007.

therapie Leipzig im Internet: www.therapie-leipzig.de, www.leipziger-messe.de


 

 
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